So geht Europa!

03.06.2019
Pfiffige Idee: Daberger Feuerwehr hat nun eigenen Grenzübergang für schnellere Hilfe

Europa funktioniert am besten, wenn die Bürger etwas selbst in die Hand nehmen. Das beweisen nicht nur Vereinskooperationen und Städtepartnerschaften, sondern seit kurzem auch die Feuerwehren von Daberg und Česká Kubice. Sie lösten ein Problem völlig unbürokratisch und besitzen daher nun ihren eigenen kleinen Grenzübergang, um sich bei Bränden gegenseitig schneller helfen zu können.

Ganz neu ist er – genau genommen – nicht, der kleine Grenzübergang Starý Spálenec (Alt Prennet) am nördlichsten Ende von Daberg, nahe dem Vertriebenen-Denkmal. Er war und ist eben nur ein kleiner Wandergrenzübergang, den auch Radfahrer benutzen dürfen. Damit er nicht von Fahrzeugen genutzt werden kann, versperrten ihn rot-weiß markierte Poller und kleinere Betonpyramiden, die noch aus der Zeit des Kalten Krieges stammen. Sie waren letztendlich auch der Grund, warum die Feuerwehren von Daberg und Furth im Wald am 1. August vergangenen Jahres nicht helfen konnten, als ihre Hilfe benötigt wurde.

Ein Flächenbrand als Initialzündung

Damals war kurz hinter der Grenze zwischen Starý Spálenec und Maxov (Maxberg) ein Flächenbrand ausgebrochen. Aufgrund der herrschenden Trockenheit breitete sich dieser rasend schnell aus; eine dicke Rauchwolke war sogar in Furth im Wald noch zu sehen. Nachdem auch auf deutscher Seite besorgte Bürger die Leitstelle verständigt hatten, rückten die Feuerwehren von Daberg und Furth im Wald in Richtung Grenze aus.Doch kurz vor dem Einsatzort ging damals nichts mehr – nicht wegen der Grenze an sich, denn ein Feuerwehr-Abkommen zwischen Bayern und Böhmen regelt die gegenseitige Hilfeleistung. Vielmehr war es an diesem Tag nicht möglich, zwischen den beiden Grenzübergängen Furth im Wald und Neuaign mit Schwerfahrzeugen über die „grüne Grenze“ ins Nachbarland zu kommen. Das ließ Markus Hierstetter, den Kommandanten der Feuerwehr Daberg, nicht mehr los. „Plötzlich kam mir die Idee mit dem Wanderübergang.“ Daraufhin schaltete er Kreisbrandrat Michael Stahl ein.

„Ja, er informierte mich, dass man gerne geholfen hätte, aber nicht konnte“, erinnert sich Stahl und: „Ich habe dann meinem Freund Jiřík Marián aus Janovice, der seit über 30 Jahren bei Lkw Nürnberger arbeitet, das Thema geschildert.“ Daraus ergab sich wiederum ein Gespräch mit der böhmischen Seite und deren Feuerwehr, „letztendlich erfolgreich, wie man sieht“, freut sich Stahl.

Nachdem sich die beiden Feuerwehren Česká Kubice und Daberg sowie die Kommunen einig waren, machten sich die Daberger Feuerwehrler an die Realisierung. Um nur Löschfahrzeugen den Weg zu ebnen, entschloss man sich, die Poller beim Wandergrenzübergang durch eine Schranke zu ersetzen und diese wiederum mit einem Schloss zu sichern. Anton Robl baute daraufhin eine Schranke.Im Herbst erfolgte dann die Umgestaltung des Grenzübergangs: Die Daberger entfernten die Poller sowie die Sperren aus Beton und montierten ihre Schranke. Für diese gibt es nur drei Schlüssel: Einer befindet sich im Daberger Feuerwehr-Gerätehaus, die beiden anderen bekamen im Rahmen der Jahresversammlung im November der Bürgermeister von Česká Kubice und die Feuerwehr der böhmischen Nachbargemeinde feierlich überreicht, denn letztendlich ist die Hilfeleistung keine Einbahnstraße; wenn es in Daberg ‘mal brennt, sollen auch die tschechischen Feuerwehrler schnell helfen können.

Kreisbrandrat lobt und plant weiteren Übergang

„Da kann kostbare Zeit gespart werden. Es wird eine Lücke in der Hilfeleistung geschlossen“, betont Kreisbrandrat Stahl. Denn schnelles Eingreifen sei bei Vegetationsbränden, insbesondere in Trockenperioden wie im vergangenen Jahr, enorm wichtig. Der ranghöchste Feuerwehrmann im Landkreis Cham sieht darin auch „ein Klasse Beispiel, wie gegenseitige Hilfe über die Grenze hinweg funktioniert“. Er selbst weiß von keinem weiteren Fall, in den sich zwei Feuerwehren zweier Länder auf eine solche Weise selbst geholfen haben. Dafür dient nun die Lösung der Daberger als Vorbild. Stahl: „Wir sind derzeit dabei, so etwas im Osser-Gebiet ebenfalls zu realisieren.

“Der positive Nebeneffekt: Die Feuerwehrleute von Daberg und Česká Kubice sind dadurch enger zusammengerückt. Zwar pflegen die Daberger bereits zu Mrákov seit längerem eine Freundschaft, nun soll aber auch die Beziehung zu der in Česká Kubice ausgebaut werden. So waren diese Feuerwehrler erst am vergangenen Wochenende beim Dorffest in Daberg stark vertreten, beteiligten sich sogar an den einzelnen Wettbewerben. Und die Daberger wiederum sind am 14. Juni nach Česká Kubice eingeladen.

Wer Markus Hierstetter dabei beobachtet, wie er das so erzählt, der merkt schon, dass er auf seine Daberger Wehr stolz ist. Ohne die große Politik, ohne Dutzenden von Anträgen und Schreiben ist es rein durch den gesunden Menschenverstand zweier Nachbarn gelungen, etwas zu realisieren, wofür Bürokraten sicherlich deutlich länger benötigt hätten. Damit konfrontiert meint Hierstetter schmunzelnd: „Mei, so geht Europa!“

 

Quelle: Th. Linsmeier