Projekt "Herzklopfen" startet am 1. April 2022

31.03.2022
Ab morgen startet das Projekt "Herzklopfen", bei dem ehrenamtliche Feuerwehrkräfte in ausgewählten Gebieten per Handy-App alarmiert werden, um Menschen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu reanimieren.

Am gestrigen Mittwoch stellten die Kreisbrandinspektion Cham, das BRK und die Integrierte Leitstelle Regensburg, die das Konzept als Partner erarbeitet hatten, die Details der Öffentlichkeit vor. Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Rettungskette weiter zu verkürzen und Feuerwehrleute durch Schulungen dazu zu befähigen, in ihren Heimatorten mit dem Defibrillator Hilfe leisten zu können. So soll wertvolle, buchstäblich überlebenswichtige Zeit überbrückt werden, die Rettungsdienste zur Anfahrt an die Einsatzstelle benötigen.

Wie essentiell es ist, schnell zu reagieren, zeigte der BRK Rettungsdienstleiter Dominik Lommer drastisch auf. „Nach zehn Minuten hat man bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand eine Überlebenswahrscheinlichkeit von null Prozent. Und zehn Minuten brauchen wir beispielsweise von Cham oder Bad Kötzting aus nach Zandt.“ Genau hier treten die Kräfte der ortsnahen Feuerwehren auf den Plan. Wie der Rettungsdienstleiter bei der Auftakt-Veranstaltung im Hof der BRK-Kreisgeschäftsstelle in Cham erläuterte, nehmen an dem vorerst auf ein Jahr befristeten Versuch Einsatzkräfte aus Arnschwang, Gleißenberg, Großaign, Miltach und Zandt teil. Für den Bereich Neukirchen b. Hl. Blut laufen noch Gespräche mit der Feuerwehrspitze. Die örtliche Bergwacht ist ab 1. April auch mit an Bord.

Wichtig war es dem BRK-Mann, in diesem Zusammenhang klar einzuordnen: „Wir reden nicht von fünf oder sechs zusätzlichen Helfer-vor-Ort-Standorten.“ Und: Es gehe ausschließlich um Fälle von Herz-Kreislauf-Stillstand und keine anderen Einsatzlagen. In der Praxis sollen ab April maximal drei Kräfte alarmiert werden. „Auch aus Pietätsgründen“ und mit Blick auf möglicherweise betroffene Angehörige sollen es laut Lommer keinesfalls mehr Beteiligte sein. Die Feuerwehrkameraden erhalten nach seinen Angaben über das BRK und Kreisfeuerwehrarzt Dr. Stefan Enderlein eine Grundausbildung, „damit wir qualitätstechnisch auf der sicheren Seite sind“.

Der Rettungsdienstleiter dankte dem Further Allgemeinmediziner in besonderer Weise. Enderlein habe auf Feuerwehrseite den größten Aufwand gehabt. Lommer zollte außerdem allen Feuerwehrlern seinen Respekt, die bereit seien, sich beim Thema Früh-Defibrillation einzubringen. Die Aufgabe sei grundsätzlich gar nicht so einfach. „Ich könnte jetzt nicht so ohne weiteres löschen“, erklärte er mit einem Augenzwinkern in Richtung der Floriansjünger, die mit Kreisbrandrat Michael Stahl an der Spitze zum BRK gekommen waren, um den Startschuss für die besondere Kooperation zu geben.

BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner hielt den Namen „Herzklopfen“ in seiner Rede schon allein deshalb für passend, weil das Thema seit Beginn an ein Herzensanliegen von Dominik Lommer gewesen sei. „Ich bedanke mich bei allen, die dazu beigetragen haben, dass diese Infrastruktur auf den Weg gebracht werden kann“, sagte der frühere BRK-Präsident. Sie helfe, Leben zu retten und trage dazu bei, dass im Ernstfall schnell eingegriffen werden könne. „Ich bitte alle Organisationen, mitzumachen, und die Kommunen, uns unterstützen“, richtete Zellner einen Appell an die gesamte Region. So, wie er sich von den Menschen im großen Flächenlandkreis Cham wünschte, „dass sie sich dieses Themas annehmen“.

Landrat Franz Löffler hielt die Hilfesysteme in der Region – nicht zuletzt ergänzt um die neue Notaufnahme der Sana Kliniken in Cham – „für ziemlich gut aufgestellt“. Die Hilfsfrist von zwölf Minuten werde im Rettungswesen in einem ganz hohen Grad eingehalten. „Dennoch gibt es Situationen, in denen es gut wäre, wenn die Hilfe innerhalb dieser zwölf Minuten noch früher einsetzen würde“, meinte er. Um sich in diesem Punkt anders aufstellen zu können, braucht es in den Augen Löfflers „Kompetenz und Menschen, die sich trauen“. Hier kämen die bestehenden Strukturen des Feuerwehrwesens ins Spiel, die an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden täglich verfügbar seien. Der Landrat verhehlte nicht, dass er sich durchaus kritisch gefragt hatte, ob ein Projekt wie das am Mittwoch vorgestellte das Feuerwehrsystem überfordern könnte. Doch letztendlich sei die Antwort aus den Reihen der Feuerwehren beeindruckend gewesen. „Warum sollen wir uns nicht nochmal in eine Situation hineinbegeben, wenn wir Menschen helfen können?“, lautete die Gegenfrage an das Landkreis-Oberhaupt.

„Ich bin wirklich demütig ob dieser großen Verlässlichkeit unserer ehrenamtlichen Strukturen“, hielt Löffler fest, den es begeisterte, dass auf dieser Grundlage wieder einmal professionelle Hilfe gewährleistet werden könne. „Das ist der Ansatz – sonst könnten wir es nicht schaffen“, meinte der CSU-Politiker. Mit ehrenamtlichen Strukturen, lautete sein Fazit, werde „das ganze System noch einmal auf eine andere Stufe gestellt“. So könnten noch einmal deutliche Verbesserungen für die Menschen herbeigeführt werden.

 

Bilder: Frank Betthausen, BRK Cham