Großübung an der Bahnstrecke Furth - Arnschwang

14.05.2022
Am 14. Mai 2022 übten etwa 150 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Bergwacht einen angenommenen Bahnunfall auf der Strecke zwischen Furth im Wald und Arnschwang.

Als Szenario wurde angenommen, dass zwei Züge, ein Personenzug der Oberpfalzbahn und ein Güterzug mit Gefahrgut geladen frontal auf der eingleisigen Strecke kollidiert waren. In den Unfall waren außerdem zwei PKW verwickelt, die zwischen den Zügen positioniert wurden. Im Personenzug befanden sich eine Vielzahl von zum Teil schwerverletzten Personen, ebenfalls wurde angenommen, dass die Personen in den PKWs eingeklemmt waren. Im hinteren Bereich des Güterzuges trat aus einem Kesselwagen eine anfangs unbekannte Flüssigkeit aus. So galt es, diese drei Schwerpunkte rasch und sicher abzuarbeiten.

Eine große Herausforderung war das Arbeiten in schwierigem Gelände. Mit den Einsatzfahrzeugen konnte man nur zum Teil über einen Radweg an die Bahnstrecke anfahren, die Staatsstraße ist in diesem Bereich durch eine große Böschung abgetrennt, sodass dieser Graben mit Leitern und Seilvorrichtung überwunden werden musste. 

Einsatzleiter und Kommandant der FF Furth im Wald hatte dabei mit seinem Organisationsteam eine Menge Vorbereitungsarbeit zu leisten, unter anderem auch die Sperrung der grenzüberschreitenden Bahnstrecke, die Sperrung der Staatsstraße zwischen Furth im Wald und Arnschwang, sowie die Organisation der Züge und der Unfallfahrzeuge. Für die Abwicklung der Übung waren eine Vielzahl an Helfern verschiedenster Rettungsorganisationen nötig. So waren neben den Feuerwehren Arnschwang, Furth im Wald, Ränkam, Grabitz, Sengenbühl, Daberg, Cham sowie Kräfte aus dem Raum Bad Kötzting auch ein Großaufgebot des Roten Kreuzes unter der Leitung von Sonja Muhr und dem leitenden Notarzt Dr. Stefan Enderlein, die Bergwacht Furth im Wald, die Notfallseelsorge und sogar die DLRG und die Wasserwacht (sie stellten und schminkten die Verletzten) vertreten.

In seiner Analyse stellt Stoiber fest, dass die Bereiche, die ihm zunächst als größte Herausforderung erschienen waren, überraschend gut gemeistert werden konnten. So zum Beispiel die Befreiung von vier Eingeklemmten in den Knautschzonen der beiden Loks. Da die Züge natürlich nicht echt zerschnitten werden konnten, wurde dies mit zwei Pkw simuliert. Ein ähnliches Szenario könnte auch infolge eines Unfalls auf einem Bahnübergang entstehen.

„Der Bahndamm war nicht so schwer zu überwinden als befürchtet“, so Stoiber weiter. Zudem sei das Arbeiten mit Rettungsgeräten im Gleisbett zwar nicht einfach, aber dennoch gut machbar gewesen. Überaus bewährt habe sich für ihn der Umstieg auf akkubetriebene Rettungsscheren und -spreizer. Auch die Evakuierung von 22 Verletzten aus dem Reisezug habe geklappt. Dass beispielsweise Schlauchbrücken zu Behelfsstufen, die den Ausstieg erleichtern, zusammengelegt werden, zeuge von Improvisationsvermögen, das bei solchen Einsätzen unerlässlich sei. Auch die Versorgung der Schwerverletzten durch Notärzte, das BRK und die Bergwacht in den Zügen sowie die anschließende Verbringung in die Rettungswagen beziehungsweise Sammelbereiche habe sehr gut geklappt. „Es wurde dabei wunderbar Hand in Hand gearbeitet.“ Es sei sogar noch reichlich Zeit geblieben, damit die Bergwacht eine Seilbrücke ausprobieren und die Arnschwanger Feuerwehr eines ihrer Flachwasserboote für den Schieneneinsatz umrüsten konnte. Auch diese Tests verliefen gut.

Wohl am schweißtreibendsten und schwierigsten sei das Auffangen eines auslaufenden Gefahrstoffes gewesen. Die Einsatzkräfte mussten dazu einen steilen Hang überwinden, um an den Waggon zu gelangen, erschwert durch die Atemschutzgeräte und die Chemieschutzanzüge. „Das Terrain und die hochsommerlichen Temperaturen erschwerten die Arbeit enorm“, so Stoiber. Hinzu kam, dass die Abschnittsleitung keine freie Sicht auf den havarierten Waggon hatte, was alles zusätzlich erschwerte. „Aber das ist bei Gefahrgutunfällen in Werkhallen, in die man ohne Schutzanzug nicht vordringen kann, auch nicht anders“.

Bei der Abschlussbesprechung galt der Dank allen Organisatoren und allen Beteiligten und Helfern bei der Übung. Auch wenn die Übung gut geklappt hat, hofft jeder, dass ein solches Szenario nie eintritt.

 

Videobeitrag von TVA Ostbayern