Einsatzfahrten-Simulator (EFaSi) für die Einsatzkräfte im Landkreis Cham
Insgesamt sechs Wochen haben Einsatzkräfte Zeit, schwierige Situationen zu trainieren. Aus jedem Inspektionsbereich stellten sich Multiplikatoren zur Verfügung, um etwa 250 Maschinisten mit dem neuen Konzept auszubilden. Organisiert wurde diese Fortbildungsreihe durch Kreisbrandmeister und Fachlehrer an der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg Johannes Maier. Untergebracht wurde der Anhänger auf einem Stellplatz in einem Bereich der KFZ-Abteilung der Berufsschule Cham in der Badstraße. Der Leiter der Chamer Berufsschule Siegfried Zistler stellte den Feuerwehren auf Anfrage sofort und unkompliziert die Ausbildungshalle für die gesamte Dauer zur Verfügung. Die neue Berufsschule bietet hierfür den perfekten Aufstellungsort. Eine moderne und zeitgemäße Ausstattung der Schule mit einer elektronischen Tafel bot die Grundlage für eine fundierte Ausbildung. Zusätzlich erfuhren mehrere Abschlussschüler mit diesem Simulator eine Schulung, welches auch für die Feuerwehren im Bereich der Nachwuchsgewinnung förderlich ist. Auch den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern des Bayerischen Roten Kreuzes, des Malteser Rettungsdienstes, den Einsatzkräften des Technischen Hilfswerks aus Cham und Roding, der DLRG, sowie den Polizeieinsatzkräften aus dem Landkreis Cham wurden Schulungen angeboten. Der Einsatzfahrten-Simulator wurde gemeinsam vom Bayerischen Staatsministerium des Inneren für Sport und Integration und der Versicherungskammer Bayern angeschafft. Der Wert liegt bei rund 175.000 Euro.
In einer Ausbildungseinheit werden maximal sechs Teilnehmende durch zwei Multiplikatoren geschult. Zu Beginn stehen im Theorieteil die gesetzlichen Grundlagen der Straßenverkehrsordnung im Vordergrund. Die Vorschriften zu Sonder- und Wegerechten müssen alle Maschinisten kennen. Anschließend werden die Teilnehmenden in die Bedienung des Simulators eingewiesen. Die Steuerung funktioniert wie bei einem normalen Fahrzeug auf Basis eines neuartigen Tragkraftspritzenfahrzeuges mit etwa 3,5 Tonnen. Auf drei großen Monitoren kann der Fahrer/die Fahrerin die Straße vor ihm und den Seitenbereich mit den Außenspiegeln einsehen. Die weiteren Teilnehmenden und auch der Ausbilder/die Ausbilderin können auf jeweils einem weiteren Monitor alle Fahrmanöver beobachten. Nach einer Eingewöhnungsfahrt stellt sich der Teilnehmende einer Sondersignalfahrt, inklusive blauem Blinklicht im Monitor (besonders gut sichtbar bei einer „Nachtfahrt“) und Einsatzhorn. Durch weitere Störfaktoren, wie simulierte Funkgespräche mit der Leitstelle oder lautem Funkverkehr mit Alarmtönen, aber auch störende Gespräche im Hintergrund, wie es bei einer realistischen Einsatzfahrt auch der Fall ist, wird der Fahrer/die Fahrerin unter Stress gesetzt und bei den Überland- oder Stadtszenarien verschiedenen Gefahrensituationen, wie plötzlich auf die Straße tretende Personen oder Wildwechsel ausgesetzt. Im Anschluss erfolgt die gemeinsame Auswertung der Fahrt und die Durchsprache kritischer Situationen.
Eine virtuelle Fahrt ersetzt natürlich keine fundierte Ausbildung und regelmäßige Übung mit dem eigenen Einsatzfahrzeug am Standort. Ein Maschinist benötigt neben Zuverlässigkeit und Weitblick beim Führen eines Fahrzeuges auch praktische Voraussetzungen, wie die Fahrerlaubnis, den Maschinistenlehrgang, die jährliche Unterweisung und regelmäßige Fahrten. Diese virtuelle Ausbildung stellt einen weiteren Baustein in der Aus- und Fortbildung dar. Einsatzfahrten unter Zeitdruck mit Blaulicht und Einsatzhorn können in der Realität nicht geübt. Kritische Situationen müssen aber bei einer Einsatzfahrt bestmöglich verhindert werden. Eine "Trockenübung" für Einsätze mit Blaulicht und Signalhorn sei im echten Straßenverkehr nicht umsetzbar. Bei einer echten Alarmierung steht die Mannschaft unter Stress, der Funk sorgt für permanenten Lärm und bei Nacht lenkt das blinkende Blaulicht ab – und dazu kommen Gefahrensituationen wie Wildwechsel, Fußgänger oder falsch reagierende Autofahrer. "Der ganze Druck liegt da auf dem Fahrer", sagt Stahl. Das betont auch Landrat Franz Löffler. "Mit Blaulicht und Signalfunktion unterwegs zu sein, ist keine einfache Aufgabe. Im Gegenteil: Der Feuerwehrler muss sich doppelt konzentrieren, weil er gar nicht weiß, ob das, was er eigentlich dürfte, der andere auch kapiert", sagt Löffler.