Der Blick von oben

07.11.2017
Gerade wenn ein Rettungshubschrauber gebraucht wird, geht es häufig um jede Minute für die betroffenen Patienten. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten der Deutschen Luftrettung und den jeweiligen Feuerwehren.

Am 7. November referierte daher Notfallsanitäter Stefan Neppl in Hiltersried vor Vertretern der Feuerwehren aus dem ganzen Landkreis. Der „Blick von oben“ verdeutliche die Schwierigkeiten beim Anflug und gab wertvolle Erkenntnisse.

 

Vom Kreisfeuerwehrarzt Dr. Stefan Enderlein kam die Idee, die Feuerwehren im Landkreis für die Erfordernisse bei der Landung von Hubschraubern, insbesondere bei Nachtflügen, zu sensibilisieren. Der Referent ist ein guter und langjähriger Bekannter vom Kreisfeuerwehrarzt und seit vielen Jahren als Rettungssanitäter in der Luftrettung tätig. Sein Stützpunkt befindet sich in Regensburg. Gut 100 Vertreter von den Feuerwehren aus dem Landkreis sowie diverse Führungskräfte waren der Einladung nach Hiltersried gefolgt. Zunächst stellte Stefan Neppl die Organisation der „DRF Luftrettung“ vor und gab einen kurzen geschichtlichen Abriss. Die Flotte der DRF setzt sich aus modernsten Helikoptern, aktuell dem Modell H 145, zusammen. „Erst vor kurzem wurden acht Helis gekauft mit einem Stückpreis von rund 8,5 Millionen Euro“, wusste Neppl. Ein Großteil der Luftrettung werde von den Krankenkassen finanziert. Insgesamt beschäftigte die Luftrettung mit Hauptsitz in Stuttgart 80 Techniker, 160 Piloten, 200 Rettungsassistenzen sowie 120 Mitarbeiter in der Verwaltung. Rund 600 Notärzte arbeiten quasi nebenbei in der Luftrettung. In Bayern gibt es mit Nürnberg, Regensburg und München aktuell drei Standorte, an denen auch in der Nacht geflogen werden könne. „In Baden-Württemberg wurde erst Anfang Oktober an einer ersten Station der Nachtflug eingeführt“, verdeutliche Neppl mit Blick auf die Schwierigkeiten beim Nachtflug. Für den Nachtflug stehen den Piloten modernste Nachtsichtbrillen zur Verfügung. Die Technik dazu kommt aus dem militärischen Bereich. Neppl erklärte, dass die Brillen auf einer Phosphor-Technik basieren und hierfür eine spezielle Cockpit-Beleuchtung notwendig sei. Der Rettungssanitäter verdeutlichte die Vorteile: „Zwar sind Nachtflüge auch ohne die Brille möglich, jedoch können Hindernisse damit sehr viel besser erkannt werden.“ An insgesamt neun Standorten in Deutschland könne auch in der Nacht geflogen werden.

 

Anschließend widmete sich Neppl den Rettungseinsätzen am Standort Regensburg und speziell im Landkreis Cham. So rückte der Rettungshubschrauber im Jahr 2016 zu 1262 Einsätzen aus. Davon waren 748 Notfalleinsätze bei Tag, 129 bei Nacht und 379 Verlegungsflüge. Wegen schlechter Witterung und aus anderen Gründen mussten 150 Flüge abgesagt werden. Im Landkreis Cham sind die Einsatzzahlen im Bereich der Luftrettung im Jahr 2016 ebenfalls erheblich angestiegen. 145 Notfalleinsätze für den Helikopter sind verzeichnet, das Ganze vor dem Hintergrund insgesamt steigender Einsatzzahlen im Rettungsdienst. An der Station in Regensburg leisten ein Pilot bei Tag und zwei bei Nacht Dienst. Hinzu kommt in jeder Schicht ein Rettungssanitäter, außerdem ein Notarzt im 24-Stunden-Dienst. „Am Tag fliegen wir auf Sicht, nachts sind wir radarüberwacht“, so Neppl. Er erklärte die verschiedenen Positionslichter am Helikopter und ging schließlich auf die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren ein. Insbesondere in der Nacht ist die Luftrettung auf eine gute Ausleuchtung der Einsatzstelle angewiesen. Dies verdeutlichte der Referent mit Fotos und einem „Blick von oben“: „Hochspannungsleitungen und Telefonleitungen sind nicht oder nur schwer zu erkennen.“ Deshalb drehe der Pilot vor der Landung auf einer Höhe von rund 150 Metern eine Linksrunde über dem angedachten Landeplatz zur Hocherkundung. Anhand von einer Grafik zeigte er eine optimal ausgeleuchtete Landestelle. Und er betonte: „Die Einsatzkräfte vor Ort entscheiden über den richtigen Platz. Das kann eine Wiese oder eine Straße sein.“ Bei einer Landung auf der Straße müsse beachtet werden, dass diese dann für weitere Fahrzeuge blockiert sei. Ein Landeplatz habe im Idealfall eine Größe von 35 x 70 Meter. An den Eckpunkten sollten vier Scheinwerfer aufgestellt und Hindernisse ausgeleuchtet werden. Lose oder leichte Gegenstände müssen entfernt werden. Am Ende hatte Stefan Neppl noch diverse Fragen der Einsatzkräfte zu beantworten. Dr. Stefan Enderlein bedankte sich für die vielschichtigen Ausführungen und freute sich über die gute Resonanz von Seiten der Wehren.