Bayerische Feuerwehren bei Waldbrandübung in der Region Pilsen
Skorice liegt etwa 20 Kilometer südlich von Pilsen am Rand eines stillgelegten, sehr weitläufigen Truppenübungsplatzes. Das Gelände ist immer noch militärisches Sperrgebiet. Das Betreten abseits der befestigten Wege ist strengstens verboten, da sich dort noch explosive Kampfmittelreste befinden können. In Tschechien ist es nicht unüblich, dass in derartigen Gebieten durch die Feuerwehren große Waldbrandübungen abgehalten werden. Dabei werden auch kontrollierte Bodenfeuer gelegt um diese Kampfmittelreste zu beseitigen. Leider machte das Wetter den Verantwortlichen auch dieses Mal – ähnlich wie im Vorjahr – einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Durch die vorausgegangenen Schnee- und Regenfälle war an das Legen eines Bodenfeuers nicht zu denken. Der Hubschraubereinsatz musste wegen der tiefliegenden Wolkendecke abgesagt werden. Die Löschpanzer wurden nicht in das tiefe Gelände geschickt. Dennoch wurde die Übung mit den eingeplanten Feuerwehren durchgeführt.
In den frühen Morgenstunden traf sich das Feuerwehrkontingent aus Landkreis Cham auf dem Parkplatz am Grenzübergang Rittsteig. Unter der Leitung von Kreisbrandrat Michael Stahl gehörten die Flughelfergruppe aus Thürnstein mit dem Löschgruppenfahrzeug LF 10 der FF Thürnstein-Schrenkenthal und dem Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 aus Haibühl, das für das in Reparatur befindliche TLF aus Lohberg eingesprungen war, sowie der Schlauchwagenzug aus Bad Kötzting mit dem Schlauchwagen SW 2000-Kats, dem Versorgungs-Lkw, dem Quad und dem Löschgruppenfahrzeug LF 16 der FF Bad Kötzting, dem Löschgruppenfahrzeug LF 10 der FF Zandt und den beiden Tragkraftspritzenfahrzeugen TSF aus Gotzendorf und Sperlhammer zum Kontingent. Eine Abordnung der FF Waldmünchen, die in Kürze ein Wasserfördersystem erhalten wird, fuhr ebenfalls mit um die gleichartigen Wasserfördersysteme der tschechischen Feuerwehren im Einsatz zu begutachten. Als fachkundige Dolmetscher waren wie schon mehrfach zuvor wieder Marian und Tomas Jirik von der Feuerwehr Janovice tätig.
Gegen 8 Uhr erreichte die Kolonne den Bereitstellungsraum auf dem Schießplatz des Truppenübungsplatzes. Bernhard Hatzinger von der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung Arrach wurde als Verbindungsperson zum tschechischen Führungsstab abkommandiert und begleitete zum Teil auch Einsatzleiter Jan Hora um Übungseinlagen einzuspielen. KBR Stahl übernahm gemeinsam mit dem Zugführer des Schlauchwagenzuges Michael Weiß die Abschnittsleitung. Der Schlauchwagenzug erhielt den Auftrag entlang einer bereits von tschechischen Feuerwehren verlegten Schlauchleitung zwei weitere B-Leitungen von je 1000 Meter Länge von einem Teich zum angenommenen Brandgebiet zu verlegen. Am Ende mussten die beiden Leitungen aber noch um jeweils 300 Meter mit dem Schlauchmaterial der Löschfahrzeuge verlängert werden, so dass insgesamt 2600 Meter Schlauch ausgelegt wurden. Da die Flughelfergruppe zu diesem Zeitpunkt ihrer zugedachten Aufgabe mangels Hubschrauber nicht nachkommen konnte, wurde der Schlauchwagenzug personell beim Auslegen der Schlauchleitungen unterstützt. Dies erwies sich als wertvolle Hilfe, da ein Teil der Schlauchleitungen durch unwegsames Gelände verlief und nicht direkt mit dem Schlauchwagen ausgelegt werden konnte. Parallel dazu brachten die drei eingesetzten tschechischen Wasserfördersysteme auf der gegenüberliegenden Seite des Brandgebietes zwei leistungsfähige Schlauchleitungen mit einer Länge von 4 und 1,8 km Länge und einer Leistung von je 8000 Liter pro Minute in Stellung. Als Übungskünstlichkeiten wurden der Ausfall einer tschechischen Förderstrecke mit Übernahme durch eine bayerische Leitung und der Ausfall einer bayerischen Tragkraftspritze mit Ersatz durch eine tschechische Reserveeinheit eingespielt. Der Übungsleiter wollte dies zudem ohne Dolmetscher eingespielt haben, um zu sehen, ob sich die Feuerwehren im Notfall verständigen können. Dies klappte reibungslos.
Der Kampfmittelräumdienst der tschechischen Polizei brachte kurz vor Mittag noch einen Sprengsatz kontrolliert zur Explosion. Infolgedessen wurde das Einsatzgebiet notfallmäßig geräumt. Pumpen und Schläuche wurden an Ort und Stelle belassen, Fahrzeuge und Mannschaften begaben sich auf schnellstem Weg zum Bereitstellungsraum. Auch dieser Übungsteil klappte hervorragend, obwohl der vorgeplante Fluchtweg nicht eingehalten wurde. Zwei „vermisste“ Feuerwehrangehörige wurden von den beteiligten Rettungsdiensteinheiten ebenfalls schnell aufgefunden und gerettet. In der Zwischenzeit war der Hubschraubereinsatz witterungsbedingt endgültig abgesagt worden.
Nach der Mittagsverpflegung wurde das Übungsende verkündet. Der Leiter des Kampfmittelräumdienstes erläuterte, dass der zur Explosion gebrachte Sprengsatz etwa 1 kg Sprengstoff enthielt. Die tatsächlich im Boden befindlichen Granaten dürften etwa das 10-fache an Sprengkraft besitzen. Dolmetscher Tomas Jirik kommentierte dies mit den nicht ganz ernst gemeinten Worten, dass die bayerischen Feuerwehrleute die tschechischen Warnschilder ja nicht lesen konnten und dies vermutlich so besser war. Der Leiter der Feuerwehren der Region Pilsen Hr. Frantisek Pawlass bedankte sich bei allen beteiligten Feuerwehren für den reibungslosen und unfallfreien Übungsverlauf. Anschließend wurden die Pumpen und Schläuche wieder aufgenommen und das Kontingent konnte sich auf dem Heimweg machen. Mit der Rückkehr war der Übungstag jedoch noch lange nicht beendet. In den Gerätehäusern der Feuerwehren galt es dann noch Fahrzeuge und Material vom Schlamm zu befreien.
Text: B. Hatzinger