Auszeichnung für Rettungseinsatz
Zum Teil mit bloßen Händen hatten Ersthelfer und Einsatzkräfte der Feuerwehren Ast und Waldmünchen vor einem Jahr eine Person ausgraben müssen, die bei Arbeiten auf einem Bauernhof in Hirschhöf von tonnenschwerem Schotter verschüttet worden war. In den Abendstunden des 5. Juli 2022 war der Landwirt, der auf seinem Anwesen eine Grube ausheben wollte, bis zur Brust begraben worden. Ein Augenzeuge alarmierte damals gegen 19.40 Uhr die Angehörigen und die Rettungskräfte. Dem herbeigeeilten Sohn gelang es zwar noch, mit einem Bagger einen großen Stein zu entfernen, der auf die Brust des Verschütteten drückte. Dennoch wurde der 55-Jährige schnell bewusstlos, da der Aushub ihm die Atmung abdrückte. Die herbeigeeilten Einsatzkräfte standen dadurch unter enormem Zeitdruck. Auch sonst kämpften sie mit einigen Schwierigkeiten. Das Material in der Grube war schwer, lose und rutschte immer wieder nach. Ein Abspunden war nicht zuletzt wegen der Platzprobleme unmöglich. Zusätzlich konnten in dem beengten Raum nur wenige Retter direkt an der Grube arbeiten. Die Helfer mussten sich bei dem Ausgraben abwechseln und gingen dabei an die Grenzen ihrer körperlichen Belastung. Nichtsdestotrotz gelang es dem Rettungsdienst, den Kreislauf des Verschütteten zu stabilisieren, während Einsatzkräfte der FFW und der FFW Ast mit bloßen Händen und Schaufeln das Gestein aus der Grube entfernten. Um zu verhindern, dass noch mehr Material nachrutscht, kamen teilweise unkonventionelle Lösungen zum Einsatz, wie es im Bewerbungsschreiben um den RESCU-Preis angegeben wurde. Nach knapp einer Stunde gelang es, den lebensbedrohlich Verletzten zu befreien. Obwohl dessen Beine zu diesem Zeitpunkt nur teilweise ausgegraben waren, legte ihm der Rettungsdienst einen speziellen Brunnenrettungsgurt an. Über die Drehleiter der FFW Waldmünchen und mit Einsatzmittels aus dem Gerätesatz Absturzsicherung konnte der 55-Jährige schließlich herausgehoben werden. Nach der weiteren Versorgung durch den Rettungsdienst brachte ein Rettungshubschrauber den Waldmünchner in ein Krankenhaus, wo Ärzte weiter um sein Leben kämpften. Aber: Der Verunglückte erholte sich gänzlich und hat die Ereignisse ohne größere Folgeschäden überstanden. Die Polizei sprach mit Blick darauf von einer „massiven Leistung der Einsatzkräfte und einer psychischen und physischen Herausforderung“. Eine wichtige Arbeit leistete an diesem Abend auch die Notfallseelsorge, welche die Angehörigen des Verletzten betreute und unterstützte. Auch im Nachgang wurden die Kontakte aufrechterhalten.
Nach einer mehrjährigen Vakanz wurde der RESCU-Preis nunmehr am Sonntag im Jahn-Stadion in Regensburg vom „Rettungszentrum Regensburg“ verliehen. Zur Preisverleihung waren unter anderem die Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg, Gertrud Maltz-Schwarzfischer, sowie die Landrätin des Landkreises Regensburg, Tanja Schweiger, gekommen, außerdem übermittelte der Bayerische Innenminister Joachim Hermann Grußworte per Videobotschaft. Die FFW Waldmünchen hatte sich zusammen mit der Kreisbrandinspektion Regensburg, der FFW Ast, dem Rettungsdienst und der Notfallseelsorge für diesen Preis, der in vier Kategorien verliehen wurde, beworben. Eine Jury hatte es nicht einfach, aus den 13 eingereichten Nominierungen vier herausragende Einsätze und Konzepte auszuwählen. Als Vorsitzender des Rettungszentrums begrüßte Prof. Dr. med. Bernhard Graf die angereisten Delegationen und dankte allen: „Eigentlich hätte jeder Vorschlag eine Auszeichnung verdient, aber wir mussten eben auswählen, und das war nicht leicht.“ Über die Bildschirme im Stadion wurden die 13 Nominierungen vorgestellt, darunter herausragende Einsätze wie die Reanimation eines Kindes in Seebarn oder aber ein Katastrophenschutzkonzept der Stadt Schnaittenbach. Schließlich wurde die Rettung der verschütteten Person in Hirschhöf vorgestellt. KBI Norbert Auerbeck erklärte den Anwesenden auf der Besuchertribüne das Einsatzgeschehen und hob die sehr gelungene Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst sowie der Notfallseelsorge hervor: „Dank dem guten Zusammenspiel konnte die Rettung bestens erfolgen und ich freue mich, dass der Gerettete mit seiner Familie heute bei uns ist.“ Prof. Dr. Graf übergab zusammen mit Anja Stubba, der Redaktionsleiterin von Radio Charivaria, den Rescu-Preis, welcher vom Radiosender gestiftet wurde. Diesen konnte dann nicht nur KBI Norbert Auerbeck in Empfang nehmen, sondern auch die Delegationen der Feuerwehren Ast und Waldmünchen, des Rettungsdienstes sowie der Notfallseelsorge zusammen mit dem stellvertretenden Leiter des Rettungsdienstes, Tobias Muhr, und Thomas Meindl von der Notfallseelsorge. Alle freuten sich sehr über den Preis und kurz nach der Verleihung hatte der Gerettete auch noch ein paar Worte an seine Retter parat: „Ich danke allen, die bei der Rettung geholfen haben. Ohne euch stünde ich heute nicht hier.“ Er dankte natürlich auch seinen Erstrettern, die so schnell reagiert hätten und die zügig die Rettungskette in Bewegung setzten. Nachdem vor dem Jahn-Stadion noch der „Tag des Katastrophenschutzes“ stattfand, gab er seinen Rettern ein Getränk aus, was angesichts der heißen Temperaturen eine Wohltat war. Den Preis wird die FFW Ast mit nach Hause nehmen, denn in deren Gebiet fand der Einsatz statt, und noch dazu sind der Gerettete und seine Söhne selbst Mitglieder der Wehr.