175 Einsatzkräfte im Hochwassergebiet
Sie waren mit insgesamt 34 Einsatzfahrzeugen für drei komplette Einsatztage im Landkreis Ahrweiler, um bestmögliche Hilfe für die vielen Betroffenen zu leisten.
Die Planungen für das Kontingent waren sehr kurzfristig; nachdem der Auftrag am Freitagvormittag auf dem Tisch von Kreisbrandrat Michael Stahl lag, starteten sofort die Planungen. Michael Stahl machte sich mit zwei weiteren Personen noch an diesem Tag auf in die Region, um die Vorbereitungen direkt absprechen zu können. In der Kreiseinsatzzentrale trafen sich die Führungskräfte, um den fünftägigen Einsatz zu planen. Schon am Samstagvormittag starteten dann die ersten neun Fahrzeuge mit 30 Einsatzkräften in Richtung Rheinland-Pfalz. Als Unterkunft sollte die nächsten Tage eine ehemalige Kaserne in einem Flugplatz bei Mendig dienen. Dort mussten jedoch erst Infrastruktur wie Wasser und Strom sowie die Versorgungslogistik aufgebaut werden. Hier unterstützte das BRK aus Ingolstadt. Die Versorgung mit Strom und Wasser wurde durch eigene Feuerwehreinheiten aufgebaut. Die Einsatzkräfte konnten in den stillgelegten Gebäuden die Feldbetten aufbauen. Das Hauptkontingent startete am Sonntag um vier Uhr in Altenkreith und bestand aus weiteren 25 Einsatzfahrzeugen sowie zusätzlichen 145 Einsatzkräften aus dem ganzen Landkreis, die auch noch in einem Reisebus in die Region befördert wurden. Die Fahrt im Konvoi benötigte rund zehn Stunden. Nach dem Bezug der ehemaligen Kaserne und weiteren Vorbereitungen gab Kreisbrandrat Michael Stahl einen ersten Überblick über die Einsatzlage und die kommenden Aufgaben. „Es ist ein riesiges Schadensbild mit unglaublicher Zerstörung. Noch immer sind Ortschaften über Straßen nicht erreichbar. Wir müssen uns möglicherweise auch auf das Schlimmste einstellen“, so der Feuerwehrchef. Gleichzeitig wurde im Vorfeld versucht, die dringendsten Aufgaben zu erfassen, um dann gezielte Hilfe zu ermöglichen. Die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung baute deshalb noch am Sonntagabend in der Ortsmitte von Dernau, einer Gemeinde mit rund 1.600 Einwohnern, die Kommandozentrale auf. Dort bei der Kirche war das Wasser bei der Flut noch ein wenig hingekommen. Die Kirche diente die ersten Tage nach der Flutwelle als Sammelpunkt für Vermisstenanzeigen. Es wurde Kartenmaterial ausgedruckt, um einen Überblick über die Gemeinde mit den angrenzenden Weilern und Ortschaften zu bekommen. Das BRK war mit einem Krankentransportwagen mitgefahren und versorgte die Chamer Einsatzkräfte im Bedarfsfall. Aber auch so mancher Anwohner oder freiwilliger Helfer hatte Wunden, die ganz spontan von beiden BRK-Mitarbeitern versorgt wurden.
Am Montag starteten die einzelnen Einheiten dann vom gut 40 Kilometer entfernten Mendig in die schwer getroffene Ortschaft Dernau. Die Anfahrt dorthin war alles andere als einfach, da zahlreiche Straßen gesperrt oder wegen des hohen Aufkommens an Transportfahrzeugen zu Einbahnstraßen umfunktioniert wurden. Die Fahrt durch die Weinberge hinab ins Tal mit dem plötzlichen Wechsel in den Krisenmodus war schon bedrückend. Die Zerstörungskraft des Wassers machte aus dem idyllischen Tal ein Kriegsgebiet, anders lässt sich der Zustand nicht beschreiben. Zehn Tag nach dem Unglück war in Dernau schon viel geschehen, die Infrastruktur halbwegs provisorisch hergestellt, so dass die Unmengen an Schutt, Holz, Geröll und Haushaltsgegenständen auf eilig eingerichtete Deponien gebracht werden konnten. Es gab kein Wasser und so war es dringende Aufgabe, IBC-Behälter vor die einzelnen Häuser zu transportieren und mit Wasser zu befüllen, wofür die Feuerwehren gut ausgestattet waren. Gleichzeitig waren einige Wechselladerfahrzeuge mit Mulden beim Abtransport des Schutts behilflich. Wiederum andere Einheiten fuhren in die Ortschaft Mayschoß, welche erst seit zwei Tagen wieder erreichbar war, da ein Teil der Bundesstraße komplett weggespült wurde. Dort waren viele Häuser ganz weg, teilweise weg oder aber einsturzgefährdet. Mit Pumpen und „Menpower“ kamen die Einsatzkräfte den Anwohnern zu Hilfe. Es wurde aber auch deutlich, dass aufgrund der riesigen betroffenen Fläche (rund 40 Kilometer entlang der Ahre) die Hilfe teilweise nur schleppend ankam, auch weil schlichtweg nicht zu viele Fahrzeuge in das teilweise enge Tal fahren konnten. Auch der Standort der Einsatzleitung bei der Kirche diente vielen Anwohnern als Anlaufstelle, wo Hilfe angefordert werden konnte. Hier richtete die Unterstützungsgruppe eine Bürgerinfo ein, welche rege in Anspruch genommen wurde. Die Chamer Feuerwehren versuchten, alle Aufträge und Anliegen bestmöglich abzuarbeiten, teilweise in Verbindung mit Kräften des Technischen Hilfswerks sowie anderen Kontingenten.
Am Dienstag konzentrierten sich die Arbeiten auf das nahegelegene Marienthal sowie weiterhin auf Mayschoß. Auch wurden die Anwohner von Dernau erneut mit Frischwasser versorgt, was für viele von großer Bedeutung war. In Marienthal wurden die Schadensbilder an jedem einzelnen Haus erfasst und in Prioritäten eingeordnet. Dort waren diverse Häuser teilweise bis zum zweiten Stock in den Fluten versunken und noch immer nicht vom Schlamm befreit. Zusammen mit Freiwilligen und der Polizei Berlin wurde in Menschenketten der zähe Schlamm sowie Einrichtungsgegenstände aus zwei Häusern verbracht und auf Mulden verbracht. Es war eine zähe, schweißtreibende Arbeit für die Einsatzkräfte und leider vermutlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man die Dimension der Schäden direkt vor Ort vor Gesicht bekommt. Dennoch aber konnte vor Ort den Anwohnern der bleibende Eindruck vermittelt werden, dass man sich bestmöglich um die dringendsten Probleme kümmert.
Am Abend war Kreisbrandrat Michael Stahl zufrieden mit der Arbeit seiner Feuerwehren, die auch für die Einwohner eine wichtige psychologische Stütze darstelle. „Ich danke euch für die intensiven Vorbereitungen und für eure Tatkraft, mit der wir ein Stück Hilfe leisten konnten“, so der Kreisbrandrat. Er überließ das Wort auch noch an Richard Kreuzer, der den gut 170 Einsatzkräften ein paar Tipps für die eigene Verarbeitung der erschreckenden Bilder und Erlebnisse mit auf den Weg gab. Und wie sich am Abend vor der Abreise bereits herausstellte, war dies wohl nicht die letzte Anforderung für die schwer getroffene Region, denn es ging bereits eine weitere Anforderung an den Landkreis zur Unterstützung bei der Ölwehr bis 6. August ein. Leider ist die Problematik von zig Öltanks mit tausenden Litern an Heizöl in den kaputten Kellern noch weitgehend offen.
Landrat Franz Löffler zeigt sich tief beeindruckt vom Einsatz des Chamer Kontingentes: „Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat ein Schadensmaß, dass unsere Generation bisher noch nicht erlebt hat. Ich bin stolz auf alle Einsatzkräfte von Feuerwehr, BRK, Malteser und THW, die einen merklichen Eindruck der Hilfe in der betroffenen Region hinterlassen haben. Ich freue mich, dass alle Frauen und Männer wieder wohlbehalten in der Heimat angekommen sind und wünsche den noch im Einsatz befindlichen Kräften viel Kraft und alles erdenklich Gute. Ein herzliches Vergelt´s Gott Ihnen allen!“
Eingesetzte Kräfte:
- FF Altenreith
- FF Arnschwang
- FF Arrach
- FF Ast
- FF Bad Kötzting
- FF Bärndorf
- FF Beucherling
- FF Blaibach
- FF Cham
- FF Chameregg
- FF Chammünster
- FF Daberg
- FF Döfering
- FF Fahnersdorf
- FF Falkenstein
- FF Furth im Wald
- FF Gehstorf
- FF Geigant
- FF Gleißenberg
- FF Gotendorf
- FF Großaign
- FF Haag
- FF Hetzenbach
- FF Hitzelsberg
- FF Hohenwart
- FF Katzbach
- FF Katzberg
- FF Kothmaißling
- FF Lam
- FF Loibling-Katzbach
- FF Michelsneukirchen
- FF Miltach
- FF Mitterdorf
- FF Obernried
- FF Penting
- FF Pösing
- FF Prosdorf
- FF Rannersdorf
- FF Reichenbach
- FF Ried
- FF Rimbach
- FF Roding
- FF Rötz
- FF Sattelpeilnstein
- FF Schönthal
- FF Schorndorf
- FF Stamsried
- FF Thürnstein-Schrenkenthal
- FF Tiefenbach
- FF Traitsching
- FF Ulrichsgrün
- FF Waffenbrunn
- FF Wald
- FF Waldmünchen
- FF Zandt
- FF Zell
- FF Zenching
- UG-ÖEL Arrach und Cham
- BRK-Kreisverband Cham